Zum ersten Mal luden am Sonntag, 25. Juni 2023 engagierte Gärtnerinnen und Gärtner in Wagrain-Kleinarl alle Gartenfreundinnen, Gartenfreunde und Interessierte im Tal ein, ihre privaten Gärten und Grünräume von innen kennenzulernen. Zu einem Tag der Begegnung, des Austauschs, zum Plauschen, Staunen und Fachsimpeln oder einfach nur zum Erkunden.
Auch wir nahmen mit unserem Garten daran teil und luden dazu ein, die vielen Bereiche mit Stauden zu erleben, viele davon ausgeschildert und beschrieben, in unseren Gartenbüchern zu stöbern, und im Austausch mit uns die Faszination „Staude“ zu erfahren. Bei schönstem Sommerwetter freuten wir uns über zahlreiche interessierte Gäste und die schönen Gespräche.





Auf diesen Tag der Offenen Gärten bereiteten wir uns intensiv vor. Einhundert Pflanzen wurden mit Schildern versehen, die über Name, botanischen Namen, Wuchshöhe, Blütezeit und Blütenfarbe, Lebensbereich und Feuchtigkeits- und Lichtanspruch informierten. Wir erstellten einen Übersichtsplan für den Garten und legten in einem Informationsblatt unsere Gedanken zum Garten dar.
Der Garten als Vision
Gedanken und Leitlinien zum Garten und zur Gartengestaltung
- Es wird durchgeblüht: Schon vom Frühjahr weg mit den verschiedenen Zwiebelblumen bis hinein in den späten Herbst soll immer etwas in den Beeten blühen. Prinzipiell werden regionale Pflanzen bevorzugt, aber um die Blühzeit in den Spätsommer und Herbst hinein zu verlängern, sind (amerikanische) Präriestauden und Stauden anderer Herkünfte unverzichtbar. Viele dieser „fremden“ Stauden werden auch sehr gut von Insekten angenommen und bieten ihnen Nahrung, wenn in der freien Natur herum das Nahrungsangebot schon sehr gering ist.
- Kein Garten bzw. Beet ohne Gräser: Gräser sind wunderbare Strukturbildner und unverzichtbar in jedem Beet. Wie auch bei den Stauden gibt es für jeden Bereich passende Gräser.
- Beachtung der Lebensbereiche: Die Stauden werden standortgerecht so ausgewählt, dass kein Gießen – außer bei Neupflanzungen – nötig ist. Zur Unterstützung der Feuchtigkeit in den Beeten werden die Beete gemulcht. Ich verwende ausschließlich Lärchenmulch, aber das ist eine persönliche Geschmackssache.
- Blütenfarben in den einzelnen Beeten zur Hauptblütezeit nach dem Farbkreis: Ich beschränke mich bei den einzelnen Beeten auf wenige Farben, die ich nach dem Farbkreis nach Itten auswähle. In manchen Beeten verwende ich Komplementärfarben wie zum Beispiel Blau und Violett mit Orange. In anderen Beeten wiederum verwende ich nebeneinander liegende Farben wie zum Beispiel Violett und Rosa. In den Schattenbeeten gibt es kein Farbschema, denn dort spielt die Blütenfarbe gegenüber dem Blattschmuck eine untergeordnete Rolle. Auch im Rosenbeet herrscht bewusst eine Buntheit vor.
- Strukturen sind ebenso wichtig wie die Blütenfarben: Fast wichtiger als die Blütenfarbe bei der Auswahl der Pflanze ist mir die Struktur der Pflanze, die Form der Blätter und die Form der Blüte. Ich versuche in den Beeten eine Vielzahl verschiedener Strukturen und Formen zu schaffen. Bewusst werden auch Blüten- und Fruchtstände möglichst lange stehen gelassen.
- In den Beeten gibt es keine Höhenstaffelung: Ab und zu pflanze ich an den Rändern niedere Stauden, ansonsten gibt es keine Staffelung nach Größen in den Beeten. Die Stauden werden in kleinen Gruppen, in Drifts oder einzeln gesetzt und nach Möglichkeit mehrmals im Beet wiederholt. Der Wunsch ist es, den Staudenbeeten einen naturnahen, wiesenartigen Charakter zu geben (Naturalistische Gartengestaltung).
- Naturnaher Garten: Es werden den wichtigsten Kriterien für den Naturgarten gefolgt, wie Kompostieren, Verzicht auf Torf und auf chemische, synthetischen Pflanzenschutz- und Düngemittel. Die Förderung der Artenvielfalt ist ein wichtiges Anliegen, daher gibt es neben Nistkästen, Vogeltränke und Vogelfutterhäuschen auch weniger gepflegte und „wilde“ Ecken im Garten. Unser Garten ist mit dem „Natur im Garten“-Zertifikat ausgezeichnet >>> siehe Beitrag „Natur im Garten-Zertifizierung“.


